Seit einigen Tagen bin ich wieder im Saarland.
Ja, ich liebe dieses kleine Bundesland. Ich liebe die Art der Menschen. Erst etwas vorsichtig, dann aber herzlich und gerade heraus, auch wenn es mal weh tut. Nicht überheblich und manche vielleicht zu sehr direkt. Ein Land, in dem die Menschen von Kohle und Stahl gelebt haben. Ein Land, in dem die Menschen ihr Brot schwer an den heißen Hochöfen oder in den gefährlichen Kohlengruben verdient haben und nicht selten, neben ihrem schweren und gefährlichen Berufen auch noch etwas Landwirtschaft betrieben haben, um ihre Familien zu ernähren und um sich etwas Luxus leisten zu können.
Aber in den letzten Jahren hat sich doch viel geändert. Und leider nicht nur zum Vorteil.
Gestern war ich in Völklingen. Ein kleiner Spaziergang, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat.
Die Straßen und Gehwege sind kaputt. Müll liegt in fast jeder Ecke, viele Häuser wirken heruntergekommen und sind ungepflegt. Die Innenstadt ist trotz Neueröffnung einer Einkaufsmeile leer. Die Menschen die mir begegnen, sind ungepflegt. Manche mit faulen Zähnen und klebrigen, fettigen Haaren. Ihre Gesichtsausdrücke erinnern an die Sendungen die bei RTL 2 laufen. Begriffe wie Benz-Baracken, sozialer Abstieg, Harz 4 kommt mir direkt in den Kopf. Ich fühle mich unwohl in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, in der ich mein gesamtes Leben verbracht habe.
Ratten huschen am hellen Tag über die Straße. Leergeräumte Ladenlokale mit zugeklebten Schaufenstern säumen die ehemalige Hauptgeschäftsstrasse.
Wie kann man diesen Zustand ändern? Es ist ja auch nicht nur die Stadt Völklingen die so trostlos und herunter gekommen wirkt. Viele geben der Landespolitik und auch der Bundespolitik die Schuld. Aber ist das wirklich so?
Ich denke, es kann nicht nur von der Politik eine Änderung gefordert werden. Dass wäre doch zu einfach. Auch die Menschen/ Bewohner einer Stadt müssen ihren Teil dazu tragen.
Aber diese Menschen die hier leben scheinen sich und ihr Umfeld aufgegeben zu haben. Ein wirklich trauriger Zustand.
Nein, für diesen Zustand sind nicht die „Ausländer“ die hier leben zuständig. Diese Schuldzuweisung ist definitiv falsch. Viele der älteren und jüngeren Mitbürger aus anderen Ländern, die Zuwanderer und auch die Kriegsflüchtlinge haben hier Häuser gekauft. Sie haben oft die alte Bausubstanz aufwendig renoviert und wieder instand gesetzt.
Es macht mich traurig und betroffen, wenn ich meine Heimat sehe.